Mobbing: Wie Sie sich schützen und gegen Mobbing und Cybermobbing vorgehen können!

Frau sitzt isoliert im Büro, während Kollegen hinter ihrem Rücken tuscheln – Symbolbild für Mobbing am Arbeitsplatz und soziale Ausgrenzung im Job.

Was ist Mobbing?

Definition von Mobbing

Mobbing ist kein harmloser Streit unter Kollegen oder Klassenkameraden – es ist ein systematisches, wiederholtes und gezieltes Verhalten, das darauf abzielt, eine Person zu schikanieren, auszugrenzen oder zu demütigen. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Englischen („to mob“ = anpöbeln, angreifen) und wurde in den 1980er-Jahren vor allem durch den schwedischen Arbeitspsychologen Heinz Leymann in den deutschsprachigen Raum gebracht. Mobbing kann am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Familie oder sogar im Freundeskreis stattfinden – es kennt keine Grenzen.

Typisch für Mobbing ist, dass die Übergriffe regelmäßig und über einen längeren Zeitraum stattfinden. Sie können verbal (z. B. Beleidigungen, Lügen), nonverbal (z. B. Ignorieren, Ausschluss), psychisch (z. B. Demütigungen, Schuldzuweisungen) oder sogar physisch (z. B. Schubsen, Sachbeschädigung) erfolgen. Häufig ist Mobbing ein schleichender Prozess: Was zunächst wie ein kleiner Streit wirkt, kann sich zu einer massiven, krankmachenden Belastung entwickeln. Dabei ist nicht nur der direkte Täter problematisch – oft sind auch Mitläufer oder passive Zuschauer Teil des Systems.

Ein zentrales Merkmal ist das Machtungleichgewicht: Die betroffene Person kann sich meist nicht selbst aus der Situation befreien. Genau hier liegt die Gefahr – und der Bedarf nach Aufklärung, Schutz und Handlungsmöglichkeiten. Denn Mobbing ist kein „Problem einzelner“, sondern ein gesellschaftliches Phänomen, das unsere Aufmerksamkeit und unser Eingreifen erfordert.


Unterschied zwischen Mobbing und Konflikt

Nicht jeder Konflikt ist gleich Mobbing – das ist ein häufiges Missverständnis. Ein Konflikt entsteht, wenn unterschiedliche Interessen, Bedürfnisse oder Meinungen aufeinandertreffen. Er kann laut, intensiv und emotional sein, aber er ist im besten Fall lösbar – durch Kommunikation, Kompromiss oder Moderation. Beide Seiten stehen auf einer relativ gleichen Machtstufe und können sich gegenseitig artikulieren und wehren.

Mobbing hingegen ist einseitig, dauerhaft und mit einem klaren Machtgefälle verbunden. Der Täter oder die Tätergruppe nutzt ihre Überlegenheit – sei es durch Hierarchie, Gruppengröße oder soziale Macht – aus, um das Opfer systematisch zu schwächen. Es geht nicht um eine inhaltliche Auseinandersetzung, sondern um das persönliche Zerstören des Gegenübers. Der oder die Gemobbte hat kaum Chancen auf Gegenwehr, weil das System darauf ausgelegt ist, ihn oder sie zum Schweigen zu bringen, zu isolieren oder zu diffamieren.

Ein weiterer Unterschied liegt in der Zielsetzung: Während Konflikte oft sachlich begründet sind (z. B. unterschiedliche Meinungen), hat Mobbing das Ziel, jemanden gezielt zu verletzen, zu manipulieren oder auszugrenzen. Deshalb ist es so wichtig, frühzeitig zu erkennen, wann ein Streit zum Mobbing wird – und dann nicht mehr auf Deeskalation, sondern auf Schutz und Intervention zu setzen.


Formen des Mobbings: Direkte und indirekte Angriffe

Mobbing zeigt sich in vielen Facetten – manchmal offen und offensichtlich, manchmal subtil und schleichend. Direkte Angriffe sind leicht zu erkennen: Beleidigungen, Drohungen, lächerlich machen, schreien oder sogar körperliche Übergriffe. Diese Art des Mobbings hinterlässt oft sichtbare Spuren – sei es durch Verletzungen, Tränen oder Zeugen.

Indirektes Mobbing hingegen ist schwieriger zu greifen – aber nicht weniger gefährlich. Hierzu zählen etwa das systematische Ignorieren einer Person, das Streuen von Gerüchten, Ausgrenzung aus Gruppen, das bewusste Vorenthalten von Informationen oder die permanente Kritik an der Arbeit, ohne konstruktives Feedback zu geben. Gerade am Arbeitsplatz oder in Schulen geschieht diese Art des Mobbings häufig hinter dem Rücken des Opfers – aber mit massiver Wirkung.

Beide Formen – direkt und indirekt – können kombiniert auftreten und sich gegenseitig verstärken. Was sie gemeinsam haben: Sie schaden dem Selbstwertgefühl des Opfers, führen zu Stress, Angstzuständen und Depressionen und können langfristige Traumata hinterlassen. Deshalb ist es wichtig, nicht nur auf das Offensichtliche zu achten, sondern auch auf subtile Verhaltensänderungen oder das Gefühl, systematisch ausgeschlossen oder herabgewürdigt zu werden.


Jugendlicher im dunklen Zimmer vor Laptop mit beleidigenden Nachrichten – Darstellung von Cybermobbing, digitaler Belästigung und psychischer Belastung.

Cybermobbing – Die digitale Bedrohung

Was versteht man unter Cybermobbing?

Cybermobbing ist die moderne, digitale Form des Mobbings – und sie kann genauso zerstörerisch sein wie das klassische Mobbing im „echten Leben“. Es bezeichnet das bewusste Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen einer Person über digitale Kanäle wie soziale Netzwerke, Messenger, E-Mail oder Foren. Dabei spielt der digitale Raum den Tätern in die Hände: Die Angriffe erfolgen oft anonym, rund um die Uhr und erreichen eine enorme Öffentlichkeit in kürzester Zeit.

Was Cybermobbing besonders tückisch macht: Es hinterlässt keine physischen Spuren, ist aber dennoch tiefgreifend verletzend. Ein einziger peinlicher Post, ein manipuliertes Bild oder ein aggressiver Kommentar kann sich in Sekunden viral verbreiten – und damit das Opfer einem riesigen Publikum aussetzen. Anders als beim klassischen Mobbing hat das Cybermobbing kein „Ende“ nach Feierabend oder Schulschluss – das Smartphone ist ständig dabei, der Angriff allgegenwärtig.

Cybermobbing betrifft alle Altersgruppen, aber besonders gefährdet sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Hier verschmelzen Realität und digitale Identität oft so stark, dass ein Angriff auf das Profil als persönlicher Angriff auf die gesamte Person wahrgenommen wird. Zudem trauen sich viele Betroffene nicht, darüber zu sprechen – aus Angst, dass ihnen niemand glaubt oder sie „überreagieren“.

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Anzeichen von Mobbing erkennen

Emotionale und psychische Warnsignale

Mobbing hinterlässt keine blauen Flecken, die man sofort sehen kann – aber es schädigt tief in der Seele. Betroffene leiden oft still und ziehen sich zurück, lange bevor jemand im Umfeld merkt, dass etwas nicht stimmt. Erste Anzeichen sind häufig emotionale Veränderungen wie anhaltende Traurigkeit, Nervosität, Gereiztheit oder plötzliche Stimmungsschwankungen. Viele Betroffene empfinden plötzlich ein Gefühl von innerer Leere, Angst oder Unsicherheit – ohne konkreten Anlass.

Ein starkes Warnsignal ist die ständige Grübelei über das eigene Verhalten: „Habe ich etwas falsch gemacht?“, „Warum mögen sie mich nicht?“, „Bin ich schuld?“ Solche Gedanken können zu einem echten Teufelskreis werden, der das Selbstwertgefühl zermürbt. Viele fühlen sich machtlos, missverstanden und verlieren den Glauben an sich selbst. Die ständige Anspannung führt oft zu Konzentrationsproblemen, Schlaflosigkeit und einem Gefühl der Überforderung – selbst bei einfachen Aufgaben.

Diese psychischen Belastungen können sich bis hin zu Angststörungen, Panikattacken oder Depressionen entwickeln. In besonders schweren Fällen berichten Betroffene sogar von Suizidgedanken. Gerade deshalb ist es so wichtig, auf feine Veränderungen im Verhalten zu achten: Plötzlicher Rückzug, Vermeidung bestimmter Orte oder Menschen, unerklärliche Traurigkeit oder eine zunehmende Gleichgültigkeit sollten nie ignoriert werden. Sie können stille Hilferufe sein – und der Moment, in dem Unterstützung besonders zählt.


Körperliche Symptome

Was viele unterschätzen: Mobbing ist nicht nur ein seelisches, sondern auch ein körperliches Problem. Der permanente psychische Druck zeigt sich oft direkt im Körper. Typische Symptome sind anhaltende Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Herzrasen, Schweißausbrüche oder Schlafstörungen. Die Betroffenen fühlen sich erschöpft, obwohl sie ausreichend schlafen – oder schlafen schlecht, obwohl sie todmüde sind.

Chronischer Stress durch Mobbing führt zu einer Überlastung des Nervensystems. Der Körper ist im Dauer-Alarmzustand: Adrenalin und Cortisol werden verstärkt ausgeschüttet, was auf Dauer das Immunsystem schwächt und Entzündungsprozesse im Körper fördert. Auch psychosomatische Beschwerden wie Hautausschläge, Rückenschmerzen oder unerklärliche Muskelverspannungen sind keine Seltenheit.

Viele Betroffene gehen von Arzt zu Arzt – ohne dass körperliche Ursachen gefunden werden. Die Folge: Frustration, Hilflosigkeit und das Gefühl, „sich das alles nur einzubilden“. Dabei ist die Ursache sehr real – sie sitzt nur tiefer. Wichtig ist: Diese körperlichen Symptome sollten ernst genommen werden. Sie sind kein „Zeichen von Schwäche“, sondern ein Schrei des Körpers nach Hilfe. Wer sie erkennt und richtig deutet, kann frühzeitig gegensteuern – bevor die Gesundheit dauerhaft Schaden nimmt.


Veränderungen im Sozialverhalten

Eines der deutlichsten Anzeichen für Mobbing ist ein spürbarer Wandel im sozialen Verhalten einer Person. Viele Betroffene ziehen sich zurück – sowohl im privaten als auch im beruflichen oder schulischen Umfeld. Der Kontakt zu Freunden oder Kollegen wird reduziert oder ganz abgebrochen, soziale Treffen werden vermieden, und selbst familiäre Bindungen können darunter leiden.

Manche Menschen entwickeln eine extreme Vorsicht oder Misstrauen gegenüber anderen – aus Angst, wieder verletzt oder gedemütigt zu werden. Andere wiederum versuchen, es allen recht zu machen, verfallen in übertriebene Hilfsbereitschaft oder Selbstaufopferung, nur um nicht negativ aufzufallen. Beides sind Strategien, um sich zu schützen – doch sie führen langfristig zu Isolation und noch größerem inneren Druck.

Auch die Kommunikation verändert sich: Während manche Betroffene schweigsam und introvertiert werden, reagieren andere überreizt, aggressiv oder sarkastisch. Dahinter steckt häufig ein tiefer emotionaler Schmerz, der keinen anderen Ausweg mehr findet. Wenn Menschen, die einst offen, fröhlich oder engagiert waren, plötzlich desinteressiert, passiv oder emotional abgestumpft wirken, sollte das Umfeld hellhörig werden.

Eltern, Lehrer, Kollegen oder Freunde sind hier besonders gefragt: Wer genau hinsieht und den Mut hat, nachzufragen, kann viel bewirken. Denn Mobbing isoliert – und wer sich in dieser Isolation gesehen fühlt, hat die Chance auf einen Ausweg.


Ursachen und Motive der Täter

Persönlichkeitsstruktur der Mobber

Mobber sind nicht einfach „nur böse“. Oft steckt hinter ihrem Verhalten eine komplexe Mischung aus Unsicherheit, Dominanzstreben und emotionaler Kälte. Viele Täter haben ein geringes Selbstwertgefühl, das sie durch das Erniedrigen anderer aufzuwerten versuchen. Indem sie andere klein machen, fühlen sie sich selbst größer – eine perfide, aber wirksame Strategie zur Kompensation eigener Schwächen.

Besonders auffällig ist ein Mangel an Empathie. Mobber spüren wenig Mitgefühl mit ihren Opfern oder blenden deren Leid gezielt aus. Manche genießen die Kontrolle über andere, fühlen sich überlegen und glauben, im Recht zu sein – auch wenn sie dabei große Schäden verursachen. Andere handeln impulsiv, aggressiv oder aus einer tief verwurzelten Wut heraus, ohne über die Folgen nachzudenken.

Nicht selten spielen auch narzisstische oder antisoziale Persönlichkeitszüge eine Rolle. Diese Menschen nutzen gezielt Manipulation, Lügen oder Intrigen, um sich durchzusetzen – sei es aus Eifersucht, Konkurrenzdenken oder purem Machthunger. Wer versteht, wie Mobber ticken, kann sich besser schützen – und schneller erkennen, wann eine Grenze überschritten wird.


Gruppenzwang und Mitläufertum

Ein weiterer, oft unterschätzter Aspekt des Mobbings ist das Verhalten von Mitläufern. Nicht jeder, der mobbt, ist ein Anführer – viele machen einfach mit. Aus Angst, selbst zum Ziel zu werden, aus Wunsch nach Zugehörigkeit oder weil sie denken, es sei „nicht so schlimm“. Doch gerade diese Mitläufer stabilisieren das Mobbing-System und machen es möglich.

Gruppenzwang ist besonders in Schulen oder am Arbeitsplatz ein starker Motor für Mobbing. Wer dazugehören will, passt sich an – auch wenn das bedeutet, sich gegen andere zu stellen. Manche lachen mit, wenn jemand verspottet wird, andere schweigen, obwohl sie wissen, was passiert. Die Angst, sich gegen die Gruppe zu stellen, ist oft größer als das Mitgefühl mit dem Opfer.

Dieses Verhalten ist gefährlich – denn es normalisiert Mobbing und macht es gesellschaftlich akzeptabel. Deshalb ist Aufklärung so wichtig: Jeder hat die Verantwortung, hinzusehen, sich zu positionieren und den Mut zu haben, „Nein“ zu sagen – auch wenn es unbequem ist.


Macht und Kontrolle als Hauptmotive

Am Ende geht es beim Mobbing fast immer um Macht – um das Bedürfnis, andere zu kontrollieren, zu dominieren oder zu unterwerfen. Besonders in hierarchischen Strukturen wie Schule oder Beruf nutzen Täter ihre Stellung gezielt aus, um andere kleinzuhalten. Dieses Machtspiel kann ganz offen oder sehr subtil stattfinden – aber das Ziel bleibt dasselbe: Kontrolle.

Dabei spielen auch Neid, Konkurrenz oder Angst vor dem eigenen Bedeutungsverlust eine Rolle. Wer sich durch die Erfolge, das Aussehen oder die Beliebtheit anderer bedroht fühlt, kann versuchen, diese Personen gezielt zu sabotieren. Statt sich selbst zu verbessern, wird der andere herabgesetzt – ein typisches Verhalten bei unsicheren, aber machtbesessenen Persönlichkeiten.

Diese Dynamik macht deutlich: Mobbing ist kein Zufall, sondern oft strategisch geplant. Es geht nicht um „einen schlechten Tag“ oder einen Streit, sondern um systematische Ausübung von Macht. Wer sich dessen bewusst ist, erkennt schneller, wann er in ein solches Spiel hineingezogen wird – und kann aktiv dagegensteuern.

Mobbing in Schulen: Was Eltern wissen sollten und wie sie helfen können

Rund 500.000 Schüler in Deutschland werden pro Woche von ihren Mitschülern schikaniert, so eine Studie im Auftrag des Magazins Focus.

Rechtliche Grundlagen und Schutzmechanismen

Mobbing am Arbeitsplatz: Was sagt das Gesetz?

Auch wenn das Wort „Mobbing“ im deutschen Gesetzbuch nicht ausdrücklich definiert ist, bedeutet das nicht, dass es keine rechtlichen Möglichkeiten gibt. Vielmehr greifen verschiedene arbeitsrechtliche und zivilrechtliche Regelungen, die dem Schutz vor Mobbing dienen. Arbeitgeber haben beispielsweise eine gesetzliche Fürsorgepflicht gemäß § 241 Abs. 2 BGB. Sie sind verpflichtet, ihre Mitarbeitenden vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu schützen – dazu zählt auch der Schutz vor psychischer Gewalt durch Mobbing.

Wird ein Arbeitgeber über Mobbing informiert, muss er handeln – etwa durch Versetzung, Abmahnung oder Kündigung der mobbenden Person. Tut er das nicht, kann der Gemobbte Schadenersatz oder Schmerzensgeld einklagen. Auch kann er sich an den Betriebsrat, die Personalvertretung oder externe Stellen wie die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wenden.

Ein weiteres wichtiges Instrument ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Dieses schützt vor Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Religion, Alter, sexueller Orientierung oder Behinderung. Wird ein Mitarbeiter wegen eines dieser Merkmale gemobbt, liegt eine klare Diskriminierung vor – mit entsprechenden rechtlichen Konsequenzen.

Es ist ratsam, Mobbingvorfälle sorgfältig zu dokumentieren: Datum, Uhrzeit, Beteiligte, Inhalte. Nur mit konkreten Beweisen können rechtliche Schritte effektiv eingeleitet werden. Rechtsschutzversicherungen oder spezialisierte Anwälte für Arbeitsrecht bieten zudem Unterstützung bei der Durchsetzung der eigenen Rechte.


Cybermobbing und Strafrecht

Im digitalen Raum ist die Gesetzeslage komplex, aber nicht machtlos. Cybermobbing kann zahlreiche Straftatbestände erfüllen – darunter Beleidigung (§ 185 StGB), üble Nachrede (§ 186 StGB), Verleumdung (§ 187 StGB), Nachstellung (§ 238 StGB) und Bedrohung (§ 241 StGB). Auch das Veröffentlichen von Fotos oder privaten Daten ohne Zustimmung kann unter die Verletzung des Persönlichkeitsrechts (§ 22 KunstUrhG) oder Datenschutzverstöße fallen.

Wird jemand Opfer von Cybermobbing, kann er Strafanzeige bei der Polizei stellen – auch online. Wichtig ist, Beweise zu sichern: Screenshots, Chatverläufe, IP-Adressen. Plattformen wie Facebook, Instagram oder TikTok bieten zudem Meldefunktionen, über die beleidigende Inhalte gelöscht und Nutzer gesperrt werden können.

Besonders bei Minderjährigen gelten verschärfte Regeln: Inhalte mit jugendgefährdendem oder gewaltverherrlichendem Charakter können zusätzlich nach dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) verfolgt werden. Schulen und Jugendämter haben zudem Handlungsspielräume und Interventionspflichten, wenn sie über Cybermobbing informiert werden.

Das Problem: Viele Täter fühlen sich online sicher – hinter der Anonymität eines Profils oder Avatars. Doch mit moderner Technik und konsequenter Rechtsverfolgung können auch digitale Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Entscheidend ist: Nicht schweigen, sondern handeln – denn jedes Opfer hat das Recht auf Schutz und Würde.


Datenschutz und Persönlichkeitsrecht

Ein zentrales Thema im Zusammenhang mit Cybermobbing ist der Schutz der eigenen Daten. Persönlichkeitsrechte sind durch Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes geschützt – insbesondere das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Das bedeutet: Jeder hat das Recht zu entscheiden, welche persönlichen Daten preisgegeben werden – und welche nicht.

Wer ohne Einwilligung Fotos, private Nachrichten oder persönliche Informationen verbreitet, verletzt dieses Grundrecht. Solche Handlungen können nicht nur zivilrechtliche Unterlassungs- und Schadenersatzansprüche nach sich ziehen, sondern auch strafrechtlich verfolgt werden. In Zeiten von Social Media ist deshalb ein sensibler Umgang mit privaten Informationen besonders wichtig.

Auch Arbeitgeber und Schulen müssen datenschutzrechtliche Vorgaben beachten. Das unbefugte Weitergeben sensibler Informationen – etwa über Krankheitsbilder, private Konflikte oder Leistungen – ist verboten und kann rechtlich geahndet werden. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) regelt hier die genauen Rahmenbedingungen.

Wer seine Daten im Internet besser schützen möchte, sollte mit Zwei-Faktor-Authentifizierung arbeiten, Passwörter regelmäßig ändern, seine Privatsphäre-Einstellungen kontrollieren und keine sensiblen Informationen in öffentlichen Profilen posten. Wissen ist hier Schutz – und der erste Schritt zur digitalen Selbstverteidigung.


Selbstbewusste Frau auf Berggipfel bei Sonnenaufgang – Symbolbild für Selbststärkung, neue Lebensenergie und die erfolgreiche Bewältigung von Mobbing.

Was tun bei Mobbing? Die ersten Schritte

Dokumentation und Beweissicherung

Der erste Schritt im Kampf gegen Mobbing ist: Beweise sichern! Auch wenn es schwerfällt – systematische Dokumentation ist der Schlüssel, um Mobbing später glaubhaft zu belegen und rechtlich dagegen vorzugehen. Ein sogenanntes „Mobbingtagebuch“ hilft, alle Vorfälle lückenlos zu erfassen. Notieren Sie Datum, Uhrzeit, Ort, Beteiligte und Inhalt jedes Mobbingvorfalls. Auch Zeugen oder Reaktionen sollten erwähnt werden.

Im digitalen Bereich sind Screenshots unerlässlich. Speichern Sie beleidigende Nachrichten, E-Mails oder Social-Media-Kommentare. Achten Sie darauf, dass auch der Kontext erkennbar bleibt – also etwa der vollständige Chatverlauf oder das Profil des Absenders. Es kann auch hilfreich sein, IP-Adressen zu sichern, wenn dies technisch möglich ist.

Diese Beweise sind nicht nur für eine mögliche Anzeige wichtig, sondern auch für Gespräche mit Arbeitgebern, Lehrern oder rechtlichen Vertretern. Ohne Nachweise läuft man schnell Gefahr, dass Aussagen relativiert oder angezweifelt werden. Deshalb: So belastend die Situation ist – wer systematisch dokumentiert, hat die besten Chancen, sich erfolgreich zur Wehr zu setzen.


Gespräch mit Vorgesetzten oder Vertrauenspersonen

Niemand muss Mobbing alleine durchstehen. Oft ist der erste große Schritt, mit jemandem zu sprechen – sei es mit einem Vorgesetzten, einem Vertrauenslehrer, einem Familienmitglied oder einem Freund. Das Gespräch sollte offen, ehrlich und zielgerichtet sein. Bereiten Sie sich vor, bringen Sie Ihre Dokumentation mit, schildern Sie die Situation sachlich, aber klar.

In Unternehmen gibt es häufig betriebsinterne Anlaufstellen wie den Betriebsrat, die Personalabteilung oder den Arbeitsschutzbeauftragten. Diese Stellen sind verpflichtet, Hinweise auf Mobbing ernst zu nehmen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten – etwa durch Vermittlungsgespräche, Mediation oder organisatorische Veränderungen.

Wichtig ist: Suchen Sie gezielt Menschen aus, die vertrauenswürdig und empathisch sind – und die auch tatsächlich etwas bewegen können. Vermeiden Sie es, sich an Menschen zu wenden, die selbst Teil des Mobbing-Problems sind oder nicht in der Lage sind, Ihnen konstruktiv zu helfen.

Das erste Gespräch mag Überwindung kosten – aber es kann der Wendepunkt sein, an dem sich alles ändert. Denn wer nicht schweigt, gibt dem Mobbing die Macht zurück.


Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

In vielen Fällen reicht die Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld nicht aus – besonders wenn das Mobbing bereits tiefe seelische Wunden hinterlassen hat. Dann ist professionelle Hilfe gefragt. Psychotherapeuten, Coaches oder spezialisierte Beratungsstellen bieten gezielte Unterstützung – sei es zur Aufarbeitung, zur Stärkung des Selbstwertgefühls oder zur konkreten Krisenbewältigung.

Ein professioneller Blick von außen kann helfen, die Situation klarer zu sehen, sich aus der Opferrolle zu befreien und neue Handlungsspielräume zu entdecken. Viele Betroffene entwickeln unter der Dauerbelastung eine sogenannte „erlernte Hilflosigkeit“ – das Gefühl, keine Kontrolle mehr über das eigene Leben zu haben. Hier setzen Therapeut:innen gezielt an, um Resilienz, Selbstwirksamkeit und Perspektiven aufzubauen.

Die Kosten für eine Therapie können – je nach Diagnose – von der Krankenkasse übernommen werden. Wichtig ist, sich frühzeitig um einen Termin zu kümmern, da Wartezeiten häufig mehrere Wochen betragen. Auch Online-Therapie-Angebote und digitale Coaching-Plattformen können eine gute Ergänzung sein.

Professionelle Hilfe zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Akt der Selbstfürsorge – und oft der entscheidende Schritt raus aus der Ohnmacht.

Strategien zur Selbsthilfe und Selbststärkung

Aufbau von Selbstvertrauen

Selbstvertrauen ist wie ein inneres Schutzschild gegen Mobbing. Menschen mit starkem Selbstbewusstsein lassen sich seltener unterkriegen – und erkennen schneller, wenn Grenzen überschritten werden. Doch was tun, wenn dieses Selbstvertrauen durch Mobbing bereits angeknackst ist? Dann gilt: kleine Schritte, große Wirkung.

Zunächst geht es darum, sich wieder an die eigenen Stärken zu erinnern. Schreiben Sie auf, was Sie gut können, wofür Sie gelobt wurden, welche Herausforderungen Sie gemeistert haben. Oft hilft es auch, alte Nachrichten, Zeugnisse oder Projekte durchzusehen, um das eigene Potenzial wieder zu erkennen. Positive Selbstgespräche („Ich bin es wert“, „Ich darf mich wehren“) ersetzen die negativen Gedanken, die Mobbing hinterlässt.

Auch Körperhaltung spielt eine Rolle: Wer aufrecht steht, offen kommuniziert und Augenkontakt hält, signalisiert Selbstsicherheit – auch wenn es innerlich noch wackelt. Mit jeder erfolgreichen Selbstbehauptung wächst das Vertrauen in die eigene Kraft. Und genau das ist entscheidend: Selbstvertrauen entsteht nicht aus Perfektion, sondern aus Überwindung.


Grenzen setzen und kommunizieren

Viele Menschen, die gemobbt werden, haben Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen oder ihre Grenzen klar zu verteidigen. Doch wer nicht kommuniziert, was ihn verletzt, öffnet Tür und Tor für Übergriffe. Grenzen setzen heißt: deutlich sagen, was man will – und was nicht. Ohne sich zu rechtfertigen oder zu entschuldigen.

Ein klares, ruhiges „Das akzeptiere ich nicht“ oder „Bitte sprechen Sie anders mit mir“ kann Wunder wirken. Auch Körpersprache spielt mit: fester Stand, ruhiger Tonfall, offener Blick. Ziel ist nicht Eskalation, sondern Klarheit. Wer konsequent kommuniziert, wo Schluss ist, wirkt souverän – und verhindert, dass Grenzüberschreitungen zur Norm werden.

Es hilft, solche Situationen vorher zu üben – etwa im Rollenspiel mit Freunden oder durch Kommunikationstrainings. Besonders hilfreich sind dabei Techniken wie die „Ich-Botschaft“ („Ich fühle mich verletzt, wenn…“) oder das „Broken Record“-Prinzip (eine klare Aussage mehrfach ruhig wiederholen). Grenzen setzen ist lernbar – und ein wichtiger Schritt zurück in die Selbstbestimmung.


Stressbewältigung und mentale Resilienz

Mobbing bedeutet Dauerstress. Der Körper läuft im Ausnahmezustand, das Gedankenkarussell dreht sich unaufhörlich. Umso wichtiger ist es, Wege zur Stressbewältigung zu finden. Mentale Resilienz – also die seelische Widerstandskraft – lässt sich trainieren. Und zwar durch ganz konkrete Tools.

Atemtechniken, progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsübungen helfen, das Nervensystem zu beruhigen. Auch körperliche Aktivität – sei es Joggen, Tanzen oder Yoga – wirkt erwiesenermaßen angstlösend und stimmungsaufhellend. Wer regelmäßig für Ausgleich sorgt, wird widerstandsfähiger gegenüber Belastungen.

Ein weiterer Schlüssel zur Resilienz ist das soziale Netz: Menschen, die sich verstanden und unterstützt fühlen, erholen sich schneller. Suchen Sie gezielt Kontakte zu positiven, empathischen Personen – und meiden Sie Energieräuber. Auch das Führen eines Dankbarkeitstagebuchs kann helfen, den Fokus weg von Negativem und hin zu Ressourcen zu lenken.

Resilienz heißt nicht, unverwundbar zu sein – sondern wieder aufstehen zu können. Und genau das ist das Ziel: nicht perfekt zu sein, sondern stark im Umgang mit Krisen.


Hilfe von außen: Beratung und Anlaufstellen

Schulpsychologen, Therapeuten und Sozialarbeiter

Professionelle Helfer:innen sind mehr als Zuhörer – sie kennen Mechanismen, Fallstricke und Auswege aus Mobbing-Situationen. Schulpsychologen sind etwa speziell darauf geschult, bei Mobbing unter Schülern zu intervenieren, Gespräche zu führen und gemeinsam mit Lehrern Lösungen zu entwickeln. Auch Sozialarbeiter in Jugendzentren, Schulen oder Stadtteilen bieten konkrete Hilfestellungen – häufig kostenlos und niedrigschwellig.

Therapeuten sind besonders wichtig, wenn Mobbing psychische Folgen wie Angststörungen, Depressionen oder posttraumatischen Stress ausgelöst hat. Hier geht es nicht nur ums Reden, sondern um gezielte Verarbeitung traumatischer Erfahrungen. Die Therapie kann helfen, Selbstbild und Lebensfreude zurückzugewinnen – ein Weg, der Mut braucht, aber enorm heilend sein kann.

Oft ist es hilfreich, sich an mehrere Stellen gleichzeitig zu wenden – je nach Lebensbereich. Wichtig: Nicht zu lange warten. Je früher Unterstützung geholt wird, desto besser kann verhindert werden, dass die Folgen chronisch werden.


Beratungsstellen und Hotlines

In ganz Deutschland gibt es spezialisierte Beratungsstellen für Mobbing-Betroffene. Dazu zählen etwa die „Nummer gegen Kummer“ (für Kinder und Jugendliche), das Elterntelefon, der Weiße Ring, Caritas, Diakonie sowie Online-Beratungsangebote wie Juuuport oder Cyber-Mobbing-Hilfe.de. Diese Stellen beraten anonym, kostenlos und vertraulich.

Auch Betriebsräte oder Gewerkschaften bieten Hilfestellung bei Mobbing am Arbeitsplatz – oft mit juristischem Know-how. Wer unsicher ist, wo er anfangen soll, kann sich zunächst an allgemeine Hotlines wenden und wird dann weitervermittelt. Manche Beratungsstellen bieten sogar rechtliche Erstberatung, Mediation oder Begleitung bei Gesprächen mit Arbeitgebern oder Schulleitungen an.

Die Botschaft ist klar: Du bist nicht allein. Es gibt Menschen, die zuhören, verstehen und helfen wollen. Du musst nur den ersten Schritt gehen – der Rest folgt.


Online-Plattformen und Selbsthilfegruppen

Das Internet ist nicht nur Ort des Mobbings – es kann auch Zufluchtsort sein. Immer mehr Plattformen bieten Austausch, Hilfe und Vernetzung für Betroffene. Selbsthilfegruppen – ob lokal oder digital – ermöglichen es, sich mit anderen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Das Gefühl, nicht allein zu sein, ist heilsam.

Foren wie „Mobbing.net“, Gruppen auf Facebook oder Plattformen wie Reddit bieten Diskussionsräume. Wichtig ist: Achte auf seriöse Anbieter, respektvolle Kommunikation und Datenschutz. In vielen Städten gibt es zudem lokale Selbsthilfegruppen, die regelmäßig Treffen organisieren.

Gerade für Menschen, die sich nicht trauen, direkt Hilfe zu suchen, ist der digitale Weg oft ein guter Einstieg. Schritt für Schritt entsteht so ein neues Netz – das auffängt und stärkt.


Fazit: Gemeinsam gegen Mobbing – Jeder kann etwas tun

Mobbing ist kein individuelles Problem – es ist ein gesellschaftliches. Ob am Arbeitsplatz, in der Schule oder online: Es entsteht dort, wo Menschen wegsehen, schweigen oder sich machtlos fühlen. Doch jeder von uns kann etwas tun – durch Zivilcourage, Empathie und Klarheit.

Für Betroffene gilt: Du bist nicht schuld. Du hast ein Recht auf Würde, Respekt und Unterstützung. Lass dir helfen, zieh Grenzen, hole dir dein Leben zurück. Für das Umfeld heißt es: nicht zögern, nicht relativieren, nicht ausweichen. Wer hinblickt und handelt, macht den entscheidenden Unterschied.

Mobbing kann überwunden werden. Mit Wissen, Hilfe, Mut und Zusammenhalt. Und mit der tiefen Überzeugung: Kein Mensch verdient es, klein gemacht zu werden. Jeder Mensch hat das Recht, sich sicher und wertvoll zu fühlen – online und offline.


Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist der Unterschied zwischen Mobbing und Cybermobbing?

Mobbing findet im direkten Umfeld statt – etwa in der Schule oder am Arbeitsplatz. Cybermobbing geschieht digital, meist über soziale Medien oder Messenger, oft anonym und jederzeit.

Kann man Mobbing anzeigen?

Ja. Je nach Situation kann Mobbing zivil- oder strafrechtlich relevant sein. Besonders bei Beleidigung, Bedrohung oder Verleumdung lohnt sich der Gang zur Polizei oder zu einem Anwalt.

Wie kann ich meinem Kind bei Mobbing helfen?

Zuhören, ernst nehmen und nicht bagatellisieren. Professionelle Hilfe suchen, das Gespräch mit Lehrern suchen und das Selbstwertgefühl des Kindes stärken.

Was tun, wenn der Chef mobbt?

Gespräch suchen, Vorfälle dokumentieren, an den Betriebsrat wenden. Gegebenenfalls juristische Schritte prüfen – auch über eine Rechtsberatung oder die Gewerkschaft.

Wie schütze ich meine Daten vor Cybermobbing?

Privatsphäre-Einstellungen anpassen, Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen, persönliche Infos nicht öffentlich teilen – und verdächtige Kontakte blockieren und melden.


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